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Die Turmfalken Geschichte
Lieber hätte ich diese Geschichte als Märchen geschrieben. Für mich müssen Märchen immer ein schönes Ende haben, daher konnte es leider nur eine Geschichte werden. Ihr merkt schon, kein schönes Ende in Sicht, aber halt die Wahrheit, spannend und lehrreich bis zum Ende.
Eigentlich heißen Turmfalken (Falco tinnunculus, auch Rüttelfalke genannt) ja so, weil sie in Türmen nisten. Mittlerweile haben sich aber auch die Städte als Lebensraum erobert weil ihre Population erheblich gestiegen ist und die Türme wohl schon längst ausgebucht sind, zumindest hier bei uns in Bad Honnef. Also suchte sich das Paar eine hohe Tanne hier mitten in der Stadt aus, welche ich von der Terrasse fantastisch einsehen konnte.
Am 06.05.2017, ist mir das Turmfalkenpaar durch ihr typisches, sehr gut hörbares kickern, aufgefallen. Der Terzel (so nennt man die meisten männlichen Greifvögel) stand in einer Zeder direkt gegenüber und war mit Beute (eindeutig Maus) bestückt und wartete auf die Antwort seiner Herzdame.
Diese lies auch nicht lange auf sich warten und übernahm ihr Futter.
Ich hatte mir aus Neugier Zeit abgeknapst und legte mich auf die Lauer. Wenn man eine solche Chance geboten bekommt sollte man sie nutzen und die Jagdweise der Greife ist immer eine spannende Sache. Mit Fernglas bewaffnet führte ich Buch. Das frühes Aufstehen dabei angesagt ist steht außer Frage. Angemeldet hat sich der Terzel morgens um 5:30 und es stand schnell fest, dass sie nicht so die Frühaufsteherin war. Bei der ersten Beuteübergabe ließ sie immer etwas auf sich warten. Dann kam er im Abstand von spätestens anderthalb Stunden wieder mit Beute zurück. Man konnte wirklich die Uhr danach stellen, es war unglaublich. Immer das gleiche Ritual. Mit Beute im Schnabel in den Baum, geckernd, sie raus Beute in Empfang nehmend und er dann ab zurück zum Horst. Sie hat dann gefressen und sich gesonnt, Gefieder Pflege (die dauerte meistens so ca. 15-20 Min.) gemacht und ist dann wieder in den Horst zurück, worauf hin der Terzel in den Baum flog, sich ausruhte und putzte (auch meistens ca. 20 Min.) um dann wieder ab Richtung Drachenfels zum Jagen zu fliegen. Dieses Ritual wiederholten die Beiden jedenTag und änderten ihren Übergabe Platz nur wenn Baustellenlärm oder Baumschnitt (tja, es gibt sie leider immer noch die Menschen die ihre Hecken und Bäume während der Brutzeit mit Motorsägen etc. zu Leibe rücken) sie dann doch zu sehr störte. An solchen Tagen flogen sie in die Mitte des Baumes die man nicht einsehen konnte. Die Zeitabstände der Beuteübergabe verringerten sich zur Mitte des Monats hin. 5:20 Uhr, 6:15 Uhr, 7:20 Uhr, 8:45 Uhr, 10:20 Uhr usw. bis in den Abend hinein, 20:10, 20:40 und gegen 21:30 die letzte Übergabe. Dann stand er noch eine Weile im Baum, verabschiedetet sich mit geckern und flog dann Richtung Drachenfels. Ich dachte immer er würde in der Nähe übernachten, hier war das aber nicht der Fall. Witzig zu beobachten war, dass an sehr warmen Tagen (am 26.5. hatten wir 32°) seine Jagderfolge um die Mittagszeit nicht honoriert wurden. Er mit üblicher Maus im Schnabel (in der Zeit in der ich sie beobachten durfte habe ich nur 3 x andere Beute als Maus sehen können) stand er rufend in die Zeder doch von ihr kam keine Antwort. Sie wollte einfach nicht, war noch gut versorgt. Er hat rumgegeckert und schien wirklich ein wenig verärgert, fraß einen Teil der Beute also selber und flog dann mit dem Rest im Fang schnurstracks über meinen Kopf hinweg. Der fleißige Jäger hatte ein Depot! Dies befand sich unter einer Dachrinne auf der Schattenseite Nähe des Friedhofs. Dorthin brachte er sein Futter wenn sie noch satt war und holte es bei Bedarf wieder hervor. Da soll nochmal jemand behaupten die seien nicht klug!
Kurz vor dem Schlupf hat er dann auch oft das Futter zum Horst gebracht und sie haben sich seltener abgelöst. Dennoch hat sie immer Zeit bekommen sich um ihr Gefieder kümmern zu können, eine Runde zu Fliegen und sich etwas zu sonnen. Und sobald Elstern oder Krähen in der Nähe des Horstes auftauchten gab es richtig Ärger. Der Terzel war nicht nur ein sehr fleißiger Jäger sondern auch ein sehr guter und mutiger Beschützer. Ich konnte einen Abend seine Abwehr von Elstern beobachten und es hat mich wirklich gewundert wie er diese Brocken in die Flucht geschlagen hat. Angst schien er nicht zu kennen. Es ist etwas wunderbares, Falken in seiner Nähe zu wissen, der Bestand am Tauben, schimpfenden Krähen und Elstern sinkt merklichJ.
Am 21.5 war es dann soweit. Ihr Verhalten hatte sich geändert und der Nachwuchs war ganz eindeutig geschlüpft. Die Zeiten der Beuteübergabe wurden noch kürzer und sie flog nach Übernahme sofort zurück zum Horst. Sie wechselten sich auch ab, sodass sie Zeit hatte im Baum ihren Anteil zu fressen, das dauerte aber nicht lange (15:55 Uhr, er mit Maus Übergabe, sie zum Fressen in Zeder, er um 16:10 wieder auf und davon zur Jagd). Wenn er jetzt mit Beute kam, verließ sie ihren Horst zur anderen Seite übernahm und flog vorne wieder rein. Manchmal flog sie auch eine Kurve und er begleitete sie bis zum Horst. Wenn der Nachwuchs satt war und sie auch nichts mehr wollte wartete er und rief noch ein paar Mal, fraß einen Teil der Beute dann aber selbst und machte sich meistens gegen 21:45 Uhr ab auf seinen Schlafplatz.
22.5. Tagesbeginn um 5:35 mit der ersten Fütterung. Sie hatte wie üblich ein wenig auf sich warten lassen aber dann doch ihre Nahrung abgeholt, einen kurzen Rundflug absolviert und er hat sie in den Horst begleitet. Um 5:40 ist er abgestrichen während sie vorsichtig im Horst steht und sich putzt. Um 6:20 kam die erste Sonne in den Baum die sie zu genießen schien und mit Sicherheit auch für den Nachwuchs brauchte. Er kehrte um 7:00 Uhr wieder zurück und sah aus als wäre er baden gewesen. Er ruhte im Baum mit eingezogenem Fang in der Sonne und machte sich um 7:15 wieder auf die Jagd. Punkt 8:00 Uhr ist er mit einer Maus zurück gekehrt und brachte sie nach erfolgslosem Rufen an den Horst, dort auch keine Reaktion und flog in sein Depot, weil die Bewohner dort wohl scheinbar gesättigt waren. Aber er gab nicht auf, schien sich zu sorgen und war eine halbe Stunde später schon wieder zurück, geckerte und seine angetraute holte ihr Futter ab. So ging das bis 21.45. Am 28.5 hatte ich dann das erste neu geschlüpfte Falkenkind erkennen können.
Am 29.5 war der Horst zum ersten Mal für 20 Minuten ohne beide Elternteile. Ich hatte mir schon Sorgen um die vier Puschelköpfchen (können auch mehr gewesen sein, beim dem Gewusel und der Entfernung schlecht zu zählen) die ich zu Gesicht bekam, gemacht. Es war wieder ein sehr heißer Tag, 30. Um 9:00 kam die Vermisste jedoch zurück und kurze Zeit später auch der fleißiger Mann mit Beute. Beide Eltern standen im Baum und zerkleinerten die Maus welche sie dann in den Horst brachte um danach selber in der Zeder zu fressen. Er bewachte die ganze Szene von der Tanne aus. Um 21:50 war an diesem Tag die letzte Fütterung und die arme Mami schien nicht mehr viel Platz im Horst zu haben. Sie drückte sich ganz an die Seite. 30.5 Erste Fütterung war um 5:30 und einer der Rabauken stand schon und hatte den Gefieder Pflegemodus auch schon im Blut, das Graue Gefussel putzend. Jetzt bekamen sie in Abständen von max. 45 Minuten ihr Futter und zankten sich auch schon fleißig. Für die Eltern ein Non-Stopp 16 Stunden Job, Hut ab. Am Nachmittag des 2.6 konnte ich mit Sicherheit 4 Köpfe zählen. Sie gediehen, fraßen und putzen sich.
In der Nacht zum 3.6 prasselte ein Starkregen über das Siebengebirge und die Fütterung begann an diesem Tag eine Stunde später und wurde direkt in den Horst gebracht. Man konnte sehr gut beobachten und hören wie sie sich geckernd um die Beute kabbelten. Der Größte von ihnen stand immer direkt am Horst Rand, verdrängte die Anderen und mantelte sogar schon (die Falknerausdrücke noch alle zu erklären würde den Bericht ausufern lassen, bei Fragen könnt ihr mich gerne kontaktierenJ)
Was mich an diesem Tag beunruhigte und verwunderte war das Ausbleiben der Mutter. Ich hatte sie zum letzten Mal um 18:00 Uhr gesehen. Von diesem Zeitpunkt an kam nur noch der Terzel mit Beute und war sichtlich im Stress und bemüht. Der älteste der Fresssäcke hatte versucht eine Maus gleich ganz zu verschlingen, es war ihm aber nicht gelungen. Um 20:35 kam der Terzel erneut mit Futter und hat den Rest der Meute versorgt. Um 21:40 war noch immer keines der Elternteile in Sicht. Von Mami überhaupt keine Spur. Um 21:55 hatte er sich erneut mit Geckern angekündigt, es war sehr windig und ich konnte keine Antwort vernehmen.
4.6 Um 10:10 kam der Terzel mit Beute und machte sich bemerkbar und wartete auf die Übernahme durch sein Weib. Keine Antwort. Er flog zum Horst. Keiner wollte seine Beute. Dann flog er mit Selbiger zum ersten Mal auf das Dach des Nachbarn direkt gegenüber. Dann wieder in die Tanne zurück, wieder auf das Dach, dann um eine nähere Tanne um Richtung Drachenfels abzustreichen. Um 10:45 kam er zurück und vollzog das Gleiche. 11:10 Wiederholung. Von da an kam er jede Stunde mit einer Maus und das grausame Schauspiel nahm seinen Lauf. Er flog in den Baum, geckerte, flog mit Beute zum Horst, Keiner nahm etwas an, flog wieder in die Zeder, zwischendurch fraß er selber und so ging das bis zum 8.6. Es war so traurig und es brach mir das Herz. Der Horst samt Nachwuchs war leer. Ich kann euch wirklich nicht sagen was passiert ist, vielleicht sind sie durch eine vergiftete Maus alle verstorben (Greife stehen ja in der Endnahrungskette, also Maus vergiftet-durch was auch immer, bedeute Greif gleich tot). Vielleicht war es auch der Starkregen oder ein Nesträuber wie Marder und Uhu (davon hatten wir auch schon welche auf dem Hausdach, mitten in der Stadt!). Was auch immer geschah, er kam jeden Tag mit Beute, flog irritiert hin und her, flog zum Horst, flog über unser Haus keine 2 Meter über meinem Kopf als wenn er mich fragen wollte:“ Wo ist meine Familie“? Ich habe ihm zugerufen dass ich es nicht weiß und genauso traurig bin und hatte fast das Gefühl er hätte es verstanden.
Ich hatte mich so auf die Bettelflugperiode mit den Kleinen gefreut, ihr Flügge werden sowie die ersten Flugversuche aber die Natur (oder wir Menschen) haben leider anders entschieden. Ich hoffe dass ich noch einmal das Glück haben werde ein solches Schauspiel erleben zu dürfen. Wenn ja, werde ich es mit euch teilen. Am 8.6 habe ich den Terzel zum letzen Mal gesehen. Er flog über unser Haus und ich hatte den Eindruck als hätte er sich verabschiedet. Wie dem auch sei, ich habe ihm alles Gute gewünscht und ihm gesagt, dass ich mich riesig freuen würde ihn im nächsten Jahr mit Nachwuchs wieder zu sehen.
JAUCHI
Es war einmal ein Uhu alias Jauchi, „so ein Mist“
So kann ein Uhu tatsächlich aussehen wenn die Jagd mal danebengegangen ist.
Dieser Uhu wurde uns von einem Bauern gemeldet der ihn mittags in seiner Jauchengrube gefunden hat. Auf Jagd nach einer Ratte ist er wohl im Mist stecken geblieben. Tja was soll man sagen, es hat uns mächtig gestunken, ihm aber scheinbar auch. Wie konnte man ihn anders taufen als Jauchi.
Also haben wir den wehrlosen und abgekämpften Stinki nach absolviertem Zustandscheck in dicken Gummihandschuhen, in einen Karton verfrachtet und nach einem Telefonat mit dem Tierarzt und dem Tipp „Hundeshampoo“ zu nutzen, machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Badewanne.
Bei unserem stinkenden Findelkind handelte es sich um ein männliches Exemplar, einen Uhu Terzel. Er machte keinerlei Anstalten sich zu wehren sondern schien nach dem ersten erfolgreichen Bad sichtlich erleichtert. Er wollte gar nicht mehr aus seiner Bütte raus.
Klar, dass er sich nach dem ersten Bad erst einmal erholen, trocknen und soweit wie möglich putzen musste. Wir stellten ihn dazu in eine große Voliere, verpflegten ihn und wiederholten den Vorgang 2 Tage später. Er schien genau zu wissen worum es ging und ließ es dankbar über sich ergehen wie man auf dem Foto gut erkennen kann.
Nach dem dritten Badetag war sein Gefieder gänzlich von Mist und Gestank befreit und er befasste sich ausschließlich mit Gefieder Pflege und Fressen. Ich habe selten einen sich so eifrig putzenden Uhu gesehen.
Seine Wiederherstellung ging in eiligen Schritten voran und es hat nicht länger als eine Woche gedauert bis wir ihn nach dem Vorbereitungstraining (unten auf dem Foto), wieder auswildern konnten und ob ihr es glaubt oder nicht, so groß ist ein Uhu wenn er wieder hergestellt ist. Viel Glück Jauchi :-)